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Materialien der Zukunft: Ein Interview mit Prof. Dr. Rolf Mülhaupt

Das FMF feierte 2010 seinen 20. Geburtstag.

Uni'leben sprach mit dem Direktor des FMF, Prof. Dr. Rolf Mülhaupt, der von Anfang an dabei war:

 

 Prof. Dr. Rolf Mülhaupt

Sie waren in der Industrie in den USA und der Schweiz beschäftigt und sind dann nach Freiburg zum FMF gegangen. Was hat Sie daran gereizt?
Ich habe mir das Konzept angeschaut und erkannt, welch großes Potenzial in einer anwendungsorientierten Grundlagenforschung liegt. Das war damals eine revolutionäre Idee, die mich begeistert hat. Heute können wir sagen, dass wir schon vor 20 Jahren die Weichen richtig gestellt haben, das Konzept ist immer noch aktuell. Wir werben mehr als zehn Mal mehr Drittmittel ein, als wir vom Land Mittel zugewiesen bekommen. Das ist ein guter Grund zu feiern.

Was ist das Besondere an dem Konzept?
Das Grundprinzip ist gemeinsame Forschung über Fakultätsgrenzen hinweg. Unsere Wissenschaftler sind Mitglieder auf Zeit, verbunden mit Projekteinwerbung und arbeiten nur mit Teilen ihrer Arbeitsgruppen im FMF. Sollte das Interesse an der Materialforschung verloren gehen, scheiden sie aus dem FMF aus. Unser Institut entwickelt sich dadurch sehr lebendig und ist ein erfolgreiches ‚Joint Venture’ von fünf Fakultäten.

Wie hat sich die Materialforschung in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Es haben sich viele neue Methoden und Materialien entwickelt. Wir sprechen nicht mehr nur von reinen Werkstoffen, sondern von interaktiven Materialien der Zukunft. Sie kommunizieren mit ihrem Gegenüber, indem sie verstehen, erkennen, reagieren und ihre Eigenschaften selbst regulieren können. Sie sollen Merkmale von Lebewesen annehmen. Vieles davon stammt aus der bionischen Forschung, die nach den Bauplänen der Natur weitergehende Ideen entwickelt, das nennt man ‚Going beyond biology’.

Wie kann man sich das vorstellen?
Ein anschauliches Bespiel wäre eine Schutzweste, die sich automatisch verstärkt, wenn sie mechanisch belastet wird oder es die Gefahrensituation erfordert. In der Natur macht uns das die Seegurke vor, deren Haut sich bei einem Angriff schlagartig verfestigt. So genannte bioinspirierte Materialien stellen für uns eine wichtige Zukunftsforschung dar, die wir gemeinsam mit der Freiburger Bionik und dem Botanischen Garten sowie der Mikrosystemtechnik angehen. Das FMF ist Drehscheibe für die Zusammenarbeit von Material- und Biowissenschaften mit der Mikrosystemtechnik. Die gemeinsame Arbeit erstreckt sich auch auf außeruniversitäre Institute wie zum Beispiel das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme. Wir haben im FMF schon vor 20 Jahren erkannt, dass die Nutzung von Ressourcen und von erneuerbaren Energien eine zentrale Herausforderung in Wissenschaft und Gesellschaft darstellt.

Bringt die Projektarbeit im FMF einen Pluspunkt für Ausbildung und Karriere?
Unser wichtigstes ‚Produkt’, abgesehen von unseren Forschungsergebnissen, sind unsere gut ausgebildeten Projektmitarbeiter. Die Verbindung von anwendungsnaher Material- und Grundlagenforschung führt in der Industrie zu starker Nachfrage. Unsere Studierenden lernen früh, dass sie erfolgreich sein werden, wenn sie Materialien je nach Anwendung spezifisch maßgeschneidert entwickeln. Wir haben in 20 Jahren eine reiche Ernte eingefahren und werden das auch weiterhin tun.

von Eva Opitz